Die poetische Meditationsanalyse des Buddha
Vortragsreihe „Meditation“, Teil VIII
von Horst Gunkel bei Meditation am Obermarkt
zuletzt geändert am 8. Oktober 2012
Wer
wäre wohl besser geeignet, uns kompetent darüber in Kenntnis zu setzen,
wie eine erfolgreiche Meditation, wie das Erreichen der meditativen
Vertiefungszustände, was für die meisten von uns ein Fernziel ist,
erreicht werden kann, als der Buddha.
Ich
möchte daher heute Buddhas eigene Worte hier wiedergeben. Es ist der
Auszug einer Lehrrede, die der Buddha vor etwa zweieinhalb
Jahrtausenden gab. Sie wurde uns überliefert vom ehrwürdigen Ananda und
findet sich im Palikanon, den ältesten Schriften des Buddhismus.
Der
Buddha spricht dabei in einer poetischen Sprache, liefert jedoch
gleichzeitig eine unwahrscheinlich scharfsinnige Analyse. Ich werde
zunächst den entscheidenden Text etwas gekürzt im Wortlaut vortragen
und anschließend eine Textanalyse vornehmen. Hier also die Wort des
Buddha:
„Während
er so diese fünf Hemmungen in sich aufgehoben erkennt, wird er freudig
bewegt. Freudig bewegt wird er heiter. Heiteren Herzens wird der Körper
beschwichtigt. Körperbeschwichtigt fühlt er sich wohl. Sich wohlfühlend
wird sein Geist einig. So gewinnt er, fern von Begierden, fern von
unheilsamen Dingen, in sinnend gedenkender ruhegeborener seliger
Verzückung, die erste Vertiefung. Diesen Leib durchdringt und
durchtränkt er nun, erfüllt ihn und sättigt ihn mit ruhegeborener
seliger Verzückung, so dass nicht der kleinste Teil seines Körpers von
ruhegeborener seliger Verzückung ungesättigt bleibt.
„Gleichwie
etwa, ein gewandter Bademeister auf ein Becken Seifenpulver streut und
mit Wasser versetzt, verreibt und vermischt, so dass sein Schaumball
völlig durchfeuchtet, innen und außen mit Feuchtigkeit gesättigt ist
und nichts herabträufelt: ebenso auch, durchdringt und durchtränkt,
erfüllt und sättigt nun der Mönch diesen Leib mit ruhegeborener seliger
Verzückung, so dass nicht der kleinste Teil seines Körpers von
ruhegeborener seliger Verzückung ungesättigt bleibt. - Das aber ist ein
sichtbarer Lohn der Bemühung, vortrefflicher noch als es der frühere
war.
„Weiter
sodann: nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens erreicht der Mönch
die innere Meeresstille, die Einheit des Gemütes, die von Sinnen, von
Gedenken freie, in der Einigung geborene selige Verzückung, die zweite
Vertiefung. Diesen Leib durchdringt und durchtränkt er nun, erfüllt ihn
und sättigt ihn mit der in der Einigung geborenen seligen Verzückung,
so dass nicht der kleinste Teil seines Körpers von der in der Einigung
geborenen seligen Verzückung ungesättigt bleibt.
„Gleichwie
etwa, ein See mit unterirdischer Quelle, in den sich kein Bach ergösse,
keine Wolke mit tüchtigem Regen darüber hinwegzöge, in welchem nur die
kühle Quelle des Grundes emporwellte und diesen See völlig durchdränge,
durchtränkte, erfüllte und sättigte, so dass nicht der kleinste Teil
des Sees von kühlem Wasser ungesättigt bliebe: ebenso auch durchdringt
und durchtränkt, erfüllt und sättigt nun der Mönch diesen Leib mit der
in der Einigung geborenen seligen Verzückung, so dass nicht der
kleinste Teil seines Körpers von der in der Einigung geborenen seligen
Verzückung ungesättigt bleibt. Das aber ist ein sichtbarer Lohn der
Bemühung, vortrefflicher noch als es der frühere war.
„Weiter
sodann: in heiterer Ruhe verweilt der Mönch gleichmütig, einsichtig,
klar bewusst, ein Glück empfindet er im Körper, von dem die Heiligen
sagen: 'Der gleichmütig Einsichtige lebt beglückt'; so erwirkt er die
dritte Vertiefung. Diesen Leib da durchdringt und durchtränkt er nun,
erfüllt ihn und sättigt ihn mit Verzückung, so dass nicht der kleinste
Teil seines Körpers von Verzückung ungesättigt bleibt.
„Gleichwie
in einem Weiher einzelne Lotusse im Wasser entstehen, im Wasser sich
entwickeln, unter dem Wasserspiegel bleiben, aus der Wassertiefe
Nahrung aufsaugen und ihre Blüten und ihre Wurzeln von kühlem Wasser
durchdrungen, durchtränkt, erfüllt und gesättigt sind, so dass nicht
der kleinste Teil jedes Lotusses von kühlem Nass ungesättigt bleibt:
ebenso auch, durchdringt und durchtränkt, erfüllt und sättigt nun der
Mönch diesen Leib mit Verzückung, so dass nicht der kleinste Teil
seines Körpers von Verzückung ungesättigt bleibt. Das aber, ist ein
sichtbarer Lohn der Bemühung, vortrefflicher noch und erlesener als es
der frühere war.
„Weiter
sodann: nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des
einstigen Frohsinns und Trübsinns erwirkt der Mönch die leidfreie,
freudlose, gleichmütig einsichtige vollkommene Reine der vierten
Vertiefung. Er setzt sich hin und bedeckt
diesen Leib mit geläutertem Gemüte, so dass nicht der kleinste Teil
seines Körpers von dem geläuterten Gemüte unbedeckt bleibt.
„Gleichwie
etwa, wenn sich ein Mann vom Scheitel bis zur Sohle in einen weißen
Mantel eingehüllt niedersetzte, so dass nicht der kleinste Teil seines
Leibes von dem weißen Mantel unbedeckt bliebe: ebenso auch setzt sich
der Mönch nieder und hat nun diesen Leib mit geläutertem Geiste
überzogen, so dass nicht der kleinste Teil seines Körpers von dem
geläuterten Geiste unbedeckt bleibt. Das aber ist ein sichtbarer Lohn
der Bemühung, vortrefflicher noch als es der frühere war.
„Solchen
Geistes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt,
geschmeidig, biegsam, fest, unantastbar, richtet er den Geist auf die
Wissensklarheit. Er erkennt nun: 'Das ist mein Leib, der gestaltet, aus
den vier Hauptstoffen entstanden, von Vater und Mutter gezeugt, durch
Speise und Trank entwickelt, dem Vergehen, dem Untergang, dem Ende,
Auflösung, der Zerstörung verfallen ist; das hingegen ist mein
Bewusstsein, daran gebunden, daran geknüpft'.
Der
Text ist gegliedert in neun Abschnitte. In jeweils einem Abschnitt
erläutert der Buddha eine der vier meditativen Vertiefungen der
feinkörperlichen Ebene. Im Anschluss an jeden dieser Abschnitte bringt
er zu dieser nüchternen Analyse ein Beispiel aus dem Leben, mit dem er
diese Erfahrung vergleicht. Die Erläuterung dieser vier meditativen
Vertiefungen mit den vier Beispielen ergibt acht Abschnitte. Im neunten
und letzten Abschnitt gibt der Buddha einen Ausblick, wie man aufbauend
auf dieser Samatha-Praxis, die der Geistberuhigung und Geistesklarheit
dient, eine Vipassana-Meditation, eine Einsichtspraktik aufbaut, die
über relative Einsichten zur absoluten Einsicht, zur Erleuchtung führt.
Sehen wir uns nun die Aussagen des Buddha im Einzelnen an:
"Während er so diese fünf Hemmungen in sich aufgehoben erkennt, wird er freudig bewegt."
Die
fünf Hemmungen, von denen der Buddha spricht, sind natürlich die fünf
Gruppen von Meditationshindernissen, die ich hier in den letzten
Vorträgen besprochen habe, also
- Verlangen nach sinnlichen Eindrücken,
- Aversion,
- Trägheit,
- Aufgeregtheit und
- Unentschlossenheit.
Das erste, was der oder die Meditierende tun muss, ist also in einen
Zustand zu kommen, bei dem diese fünf Hindernisse überwunden sind. Die
meisten von uns werden fast immer genau daran zu arbeiten haben. Wie
das geht, habe ich bisher in vier Vorträgen erörtert, weitere zu dieser
Thematik werden folgen. Man könnte also sagen, der heutige Vortrag ist
so etwas wie Zukunftsmusik. Dennoch halte ich ihn für sinnvoll, und
zwar für euch alle, denn wenn wir nicht wissen, wohin wir kommen
wollen, müssen wir uns nicht wundern, wenn wir wo völlig anderes
ankommen.
Der
Buddha erläutert auch, was die Frucht, was die Folge der Überwindung
der fünf Hindernisse ist: sobald man erkennt, dass man diese
Hindernisse zumindest dieses eine Mal überwunden hat, so sagt der
Buddha, wird man freudig bewegt.
Hierin
liegt einerseits ein großes Glück, andererseits auch eine erhebliche
Gefahr. Die Gefahr besteht darin, dass wir nicht freudig bewegt sind, sondern freudig erregt.
Und diese Erregung ist natürlich eine bestimmte Art von Aufgeregtheit,
und damit wieder eines der Meditationshindernisse. Außerdem wird in uns
das Verlangen entstehen, diese freudige Erregung zu vertiefen oder
beizubehalten, und das wiederum wäre sinnliches Verlangen und damit ein
zweites Hindernis. Daher also spricht der Buddha nicht von freudiger
Erregung, sondern von freudiger Bewegung. Vermutlich haben wir, wenn
wir einmal die fünf groben Hindernisse überwunden haben, an dieser
Stelle eine ganze Menge zu üben, um den Schritt in die freudige
Bewegung nicht zur freudigen Erregung werden zu lassen. Und vermutlich
werden wir, einmal an dieser Stelle angelangt, in vielen, vielen
weiteren Meditationen doch wieder mit den groben Hindernissen zu
kämpfen haben. Fortschritt ist möglich, aber der Fortschritt ist eine
Schnecke, und zwar eine Schnecke, die immer einmal den Krebsgang
einlegt. Doch durch stetige Bemühung lässt sich auch das meistern.
Und dann beschreibt der Buddha die weiteren Schritte der Entfaltung der ersten meditativen Vertiefung, ich zitiere:
"Freudig
bewegt wird er heiter. Heiteren Herzens wird der Körper beschwichtigt.
Körperbeschwichtigt fühlt er sich wohl. Sich wohlfühlend wird sein
Geist einig.!
Also:
a) Freudige Bewegung
b) Heiterkeit des Herzens
c) Körperbeschwichtigung
d) Wohlfühlen
e) Einigkeit, d. h. Integration des Geistes
Auf
die erste Freude folgt also eine heitere Gelassenheit, eine körperliche
Beruhigung, ein Wohlgefühl und eine Integration der verschiedenen
normalerweise divergierenden Wünsche und Antriebe unserer Psyche. Das
ist ganz wichtig. Ein Ziel unserer Meditation ist nämlich die
Integration unserer verschiedenen, häufig widersprüchlichen
Persönlichkeitsanteile. Und diese Integration erfolgt gewissermaßen als
Produkt unserer meditativen Bemühungen. Jetzt wird auch klar, warum es
so schwierig ist, die Meditationshindernisse zu überwinden: sie sind
letztendlich nichts anderes als das Brodeln unseres unintegrierten
Unterbewusstseins.
Und weiter führt der Buddha aus, ich zitiere:
"So
gewinnt er, fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen, in sinnend
gedenkender ruhegeborener seliger Verzückung, die erste Vertiefung."
Im
ersten Teil des Satzes „fern von Begierden, fern von unheilsamen
Dingen“ wird noch einmal auf die Überwindung der Meditationshindernisse
hingewiesen. Offensichtlich kommt dem sinnlichen Verlangen eine
besondere Bedeutung zu, denn es wird als erstes einzeln erwähnt. Dies
liegt meines Erachtens darin, begründet, das wir sinnliches Verlangen,
dessen Befriedigung uns möglich ist, normalerweise nicht als
„unheilsames Ding“ ansehen, es daher nicht unter die „unheilsamen
Dinge“, nämlich die anderen vier Meditationshindernisse subsummieren
würden. Sind also sinnliches Verlangen, vulgo Begierden, und die
unheilsamen Dinge, also Aversion, Unentschlossenheit, Trägheit und
Unruhe, überwunden, dann steigt die erste meditative Vertiefung auf.
Diese beschreibt der Buddha mit fünf Adjektiven und Attributen als „in
sinnend gedenkender ruhegeborener seliger Verzückung“.
Hinter
diesen Begriffen verstecken sich nichts anderes als die fünf
Vertiefungsfaktoren, die in der ersten meditativen Vertiefung relevant
sind, nämlich im Wort
- im Wort sinnend
das aufnehmende Denken, es kommt dem oder der Meditierenden – und zwar
gezielt – etwas in den Sinn, z. B. in der zweiten Stufe der metta
bhavana unser guter Freund; alsdann zweitens im Wort
- gedenkend
das diskursive Denken, mit dem wir die Bemühung unterstützen, dass sich
metta hinsichtlich dieser Person entfalten kann; drittens im Wort
- ruhegeborener,
wird deutlich, dass die ganze Unruhe, die eines der fünf Hindernisse
war, vorüber ist, und unser Geist nunmehr einspitzig auf der Emotion
metta und nichts als metta liegt; viertens im Wort
- seliger ist das selig-süße Glücksgefühl angesprochen, das wir als sukha, Glückseligkeit bezeichnen, und fünftens im Wort
- Verzückung
ist natürlich piti, dieses Gefühl von Begeisterung, von überschäumender
Freude gemeint, die eine körperliche Auswirkung aber keine körperliche
Ursache hat.
Und der Buddha beschreibt die meditative Vertiefung zusammenfassend mit dem Satz:
"Diesen
Leib durchdringt und durchtränkt er nun, erfüllt ihn und sättigt ihn
mit ruhegeborener seliger Verzückung, so dass nicht der kleinste Teil
seines Körpers von ruhegeborener seliger Verzückung ungesättigt bleibt."
Hier
wird die Integration noch einmal ganz deutlich: der ganze Körper ist
durchdrungen von einem Gefühl, das nicht körper- sondern
geistgeschaffen ist. Und eben durch diese Durchdringung wird der
Widerspruch zwischen Körper und Geist aufgelöst und damit ein
entscheidender Beitrag zur Nondualität, zur Überwindung der Dualität
von Körper und Geist gelegt. Zumindest für die Dauer dieser meditativen
Vertiefung ist diese Dualität, dieser Grundwiderspruch aufgehoben.
Und
um das noch einmal ganz deutlich zu machen, zieht der Buddha den
Vergleich mit einer alltäglichen, nichtmeditativen Erfahrung, nämlich
mit der Herstellung von so etwas wie Flüssigseife:
"Gleichwie
etwa, ein gewandter Bademeister auf ein Becken Seifenpulver streut und
mit Wasser versetzt, verreibt und vermischt, so dass sein Schaumball
völlig durchfeuchtet, innen und außen mit Feuchtigkeit gesättigt ist
und nichts herabträufelt: ebenso auch, durchdringt und durchtränkt,
erfüllt und sättigt nun der Mönch diesen Leib mit ruhegeborener seliger
Verzückung, so dass nicht der kleinste Teil seines Körpers von
ruhegeborener seliger Verzückung ungesättigt bleibt. - Das aber ist ein
sichtbarer Lohn der Bemühung, vortrefflicher noch als es der frühere
war."
Was
also macht der Bademeister in diesem Beispiel, das der Buddha anführt?
Er nimmt zwei unterschiedliche Elemente. In der Antike sprach man von
vier Grundelementen, nämlich dem Erdelement, dem Wasserelement, dem
Luftelement und dem Feuerelement. Als Erdelement gilt alles Feste, hier
also das Seifenpulver, als Wasserelement gilt alles Flüssige. Das
Erdelement ist das gröbere, das härtere der beiden, das Wasserelement
das feinere, dynamischere. Der Buddha vergleicht also unseren Körper
mit dem gröberen Erdelement und unseren Geist mit dem dynamischeren
Wasserelement. Was der Bademeister macht, ist genau das, was der
Handelnde in der Meditation zu machen hat, also der Meditierende. Er
durchdringt das gröbere Element mit dem feineren, sodass eine völlige
Einheit entsteht, eine Melange, in der kein Seifenpulver und kein
Wasser mehr da ist, sondern ein Schaumball, der die beiden Elemente
transzendiert, es wird also eine Nondualität hergestellt.
Dieses Erzeugen der Nondualität von Geist und Körper in ruhegeborener
seliger Verzückung wird, so bezeichnet es der Buddha, als der Lohn
meditativer Vertiefung verstanden, als ein Zustand „vortrefflicher noch
als es der frühere war“. Und dieser frühere Zustand ist der normale
menschliche Zustand gewesen, also das, was wir in maßloser Übertreibung
immer wieder gern als „Krone der Schöpfung“ bezeichnen. Die Evolution
jedoch geht weiter. Und auf dem großen Schritt von der Evolutionsstufe
des Menschen zur nächsthöheren, der des Buddha, ist hier ein
entscheidender Zwischenschritt erlangt, nämlich die erste meditative
Vertiefung. Allerdings ist dieser Zwischenschritt nur vorübergehender
Natur. Nach dem Ende der Meditation, nach dem Ende der ersten
meditativen Vertiefung, ist der Mensch wieder zurück in das Reich der
Dualität. Wir haben aber einen Vorgeschmack von dem bekommen, was auf
uns wartet, wenn wir den Pfad, den der Buddha lehrt, bis zum Ende
gehen.
Ich möchte noch auf den nächsten Schritt zu sprechen kommen, die zweite meditative Vertiefung.
"Weiter
sodann: nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens erreicht der Mönch
die innere Meeresstille, die Einheit des Gemütes, die von Sinnen, von
Gedenken freie, in der Einigung geborene selige Verzückung, die zweite
Vertiefung."
Der
Unterschied zur ersten meditativen Vertiefung besteht also darin, dass
die zweite Vertiefung „von Sinnen, von Gedenken“ frei ist, d. h. sowohl
die Gedankenfassung als auch das diskursive Denken
kommen völlig zum Erliegen. In der zweiten Vertiefung gibt es keine
Denkprozesse mehr. Der Geist ist weiter einspitzig auf das
Meditationsobjekt gerichtet und die selige Verzückung, also die
gleichzeitige Anwesenheit von sukha, von Glückseligkeit, und von piti, von Begeisterung, dauert an. Der Buddha führt weiter aus:
"Diesen
Leib durchdringt und durchtränkt er nun, erfüllt ihn und sättigt ihn
mit der in der Einigung geborenen seligen Verzückung, so dass nicht der
kleinste Teil seines Körpers von der in der Einigung geborenen seligen
Verzückung ungesättigt bleibt."
Das
klingt ähnlich wie bei der ersten Vertiefung, ist aber in einem
entscheidenden Punkt anders, denn diesmal ist die selige Verzückung „in
der Einigung geboren“, d. h. sie basiert auf der Integration aller
divergierenden Elemente, die in der ersten Vertiefung erreicht wurde.
Nur dadurch, dass unsere unterschiedlichen, divergierenden
Persönlichkeitsanteile integriert wurden, konnte das mentale Brodeln
zum Ende kommen und nur dadurch ist es uns jetzt möglich, ohne den
Geist mit Denken zu beschäftigen einspitzig beim Meditationsobjekt zu
verweilen.
Und nun zieht der Buddha wieder einen poetischer Vergleich:
"Gleichwie
etwa, ein See mit unterirdischer Quelle, in den sich kein Bach ergösse,
keine Wolke mit tüchtigem Regen darüber hinwegzöge, in welchem nur die
kühle Quelle des Grundes emporwellte und diesen See völlig durchdränge,
durchtränkte, erfüllte und sättigte, so dass nicht der kleinste Teil
des Sees von kühlem Wasser ungesättigt bliebe: ebenso auch durchdringt
und durchtränkt, erfüllt und sättigt nun der Mönch diesen Leib mit der
in der Einigung geborenen seligen Verzückung, so dass nicht der
kleinste Teil seines Körpers von der in der Einigung geborenen seligen
Verzückung ungesättigt bleibt. Das aber ist ein sichtbarer Lohn der
Bemühung, vortrefflicher noch als es der frühere war."
Auch
hier dient wieder das Wasser als Metapher für den Geist, wobei das
Wasser hier als „kühle Quelle“ beschrieben wird. Ein Begriff, der in
einem heißen Land wie Indien natürlich für angenehme Erfrischung steht.
Die Kühle des Geistes rührt daher, dass alle hitzige Aufgeregtheit zur
Ruhe gekommen ist. Und wieder ist ein kleiner aber deutlich sichtbarer
Zwischenschritt auf dem Weg zur nächsten Evolutionsstufe erreicht, so
führt der Buddha auch am Ende dieses Abschnittes aus:
"Das aber, ist ein sichtbarer Lohn der Bemühung, vortrefflicher noch und erlesener als es der frühere war."
Und
ganz ähnlich erläutert der Buddha auch die beiden anderen meditativen
Vertiefungen, in denen die freudige Erregung abklingt, die letztendlich
Teil der acht weltlichen Winde ist, welche aufgrund ihres jeweiliges
Gegenteil Identität gewinnen, nämlich Freud und Leid, Lob und Tadel,
Ruhm und Schande, Gewinn und Verlust. Und indem dies zur Ruhe kommt,
sind wir in der Lage, die Dinge so zu sehen, wie sie sind, nämlich als
Folge abhängigen Entstehens, als Kette aus Ursachen und Wirkungen.
Diese nüchterne Erkenntnis nennt man Gleichmut. Und nüchtern ist hier
wörtlich gemeint: nach der Besoffenheit des normalen verblendeten
Zustandes beginnen wir die Dinge dann so zu sehen, wie sie sind, als
logische Folgen in einem Netzwerk von Bedingungen. Und so ist nach
Durchlaufen der vier meditativen Vertiefungsstufen der feinkörperlichen
Sphäre die Grundlage gelegt für eine erfolgreiche Vipassana-Praxis, für
Einsichtsmeditation. Schließlich führt der Buddha aus:
„Solchen
Geistes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt,
geschmeidig, biegsam, fest, unantastbar, richtet er den Geist auf die
Wissensklarheit. Er erkennt nun:
Und
an dieser Stelle möchte ich die Ausführungen beenden, denn was der oder
die Meditierende dann erkennt, erschließt sich uns nicht durch kurzes
Hören weniger Worte des Buddha, obwohl darin sehr wichtige Hinweise
sind, sondern neben dem Hören durch weises Reflektieren und tiefes
Meditieren. Dem dienen unter anderem Veranstaltungen der Reihe „Hören –
Reflektieren – Meditieren“. Dies kann zur relativen Einsicht
führen.
Die
vollkommene Einsicht kann jedoch, wie der Buddha in dieser Lehrrede
zeigte, erst auf der Basis der vier meditativen Vertiefungen sicher
angegangen werden, denn nur hierdurch ist der Geist geläutert genug,
positiv genug, gleichmütig genug, um bestimmten Wahrheiten offen ins
Gesicht zu sehen.
Zu Meditation am Obermarkt
Zurück zu den Artikeln und Vorträgen
Zu den Audio-Vorträgen