Vollkommene Gemeinschaft
erzählt von Saddhaloka, deutsch von Horst Gunkel
(c) Copyright by Saddhaloka and Horst Gunkel - letzte Änderungen 2014-02-11

Als der Buddha zunächst mit seinem Versuch gescheitert war, den Streit der Mönche von Kosambi beizulegen, verließ er sie und wanderte eine zeitlang allein durch die Wälder. Auf seinem Rückweg nach Savatthi besuchte er den östlichen Bambuspark, wo drei seiner Anhänger, Anuruddha, Nandiya und Kimbila, lebten und praktizierten. Dies war der gleiche Anuruddha, der Bhaddiya davon überzeugt hatte, in die Hauslosigkeit  zu ziehen und der zusammen mit Kimbila und den anderen Prinzen heimlich Kapilavatthu verlassen hatte, um Schüler des Buddha zu werden.

Die Schönheit und Einfachheit des Lebens, das die drei Freunde miteinander genossen, stand in diametralem Gegensatz zu den Streitereien und Rangeleien der Mönche von Kosambi.

Als der Buddha den Park betrat, wurde er zunächst vom Parkwächter angehalten, der ihn nicht erkannte. Der Wächter forderte ihn auf, die drei Mönche nicht zu stören, die dort lebten und nach Befreiung aus dem Kreislauf des Lebens rangen. Anuruddha hörte den Parkwächter und kam heraus um ihn zu beruhigen: „Danke, lieber Freund, aber mach dir keine Sorgen. Dies ist der Buddha, unser Lehrer, der gekommen ist, um uns zu besuchen.“ Anuruddha rief dann seine Freunde herbei und teilte ihnen mit, dass der Buddha gekommen sei, um sie zu besuchen. Frohen Herzens hießen sie ihn willkommen, bereiteten ihm einen Sitzplatz, nahmen ihm seine äußere Robe und seine Bettelschale ab und brachten ihm Wasser zum Füßewaschen. Sie setzten sich zusammen, und der Buddha fragte sie, ob es ihnen gut ginge oder ob sie Probleme beim Almosengang hätten. Anuruddha versicherte ihm, das alles bestens liefe.

„Ich hoffe ihr lebt in Harmonie miteinander Anuruddha, so freundschaftlich und frei von Meinungsunterschieden wie ein Mixgetränk aus Milch und Wasser, und ihr seht einander mit freundlichen Augen an.“

„In der Tat, Herr, das machen wir.“

„Und wie lebt ihr auf diese Art, Anuruddha?“

Dieser antwortete: „Ich schätze mich glücklich, solch edle Genossen im heiligen Leben zu haben. In jeder Handlung von Körper, Rede und Geist empfange ich liebende Güte von ihnen. Und ich überlege mir, wie ich meine eigenen Wünsche zurückstellen kann, um ihnen entgegen zu kommen. Wir haben zwar verschiedene Körper, Herr, aber wir sind eines Geistes.“

Und auch die anderen beiden sagten genau das gleiche wie Anuruddha.

„Sehr gut, Anuruddha. Und ich hoffe ihr lebt achtsam und selbstkontrolliert, praktiziert ernsthaft und mit strahlender Energie.“

„In der Tat, Herr, das machen wir.“

„Und wie lebt ihr auf diese Art, Anuruddha?“

„Nun, Herr, wer immer von uns als erster von der Almosenrunde zurückkehrt, stellt die Sitze bereit, gießt Trinkwasser ein, stellt Waschwasser bereit und holt den Abfalleimer. Wer immer von uns als letzter kommt, nimmt sich so viel vom restlichen Essen, wie er will und wirft den Rest weg, dorthin wo nichts wächst. Er stellt die Sitze weg und das Wasser, leert den Abfalleimer und fegt die Essecke. Wer auch immer von uns bemerkt, dass das Trinkwasser, das Waschwasser oder das Wasser für die Latrine zur Neige geht, füllt es wieder auf. Sollte der entsprechende Topf zu schwer für ihn sein, dann bittet er einen anderen mit einem Wink um Hilfe. Wir reden über so etwas nicht. Aber jeden fünften Abend sitzen wir zusammen und diskutieren über den Dharma. Auf diese Art leben wir achtsam und selbstkontrolliert, praktizieren ernsthaft und mit strahlender Energie.“

Den Buddha freute, was er hörte. Und er fragte weiter, welche Fortschritte sie auf dem Weg zur Erleuchtung machten. Sie teilten ihm mit, dass sie auch auf vielfältige Art Fortschritte machten in ihrer Meditationspraxis, es gäbe allerdings einen Punkt in ihrer Meditationspraxis, über den sie nicht hinauskämen. Sobald sie konzentriert seien und ein inneres Leuchten aufgegangen sei, würde es immer wieder geschehen, dass dieses vorloren ginge. Der Buddha forderte sie auf sich noch tiefer in den eigenen Geist zu versenken und die verschiedenen Hindernisse zu erkennen, die in der Meditation aufsteigen könnten. Er beschrieb sehr detailliert die Probleme wie Zweifel und Unruhe, Angst und Stolz, und wie er selbst mit diesen habe kämpfen müssen, bevor er sie überwinden konnte, um zu Weisheit und dem Erkennen der Dinge, so wie sie wirklich sind, zu kommen.

Nachdem der Buddha alle ihre Fragen beantwortet hatte und ihnen die Hilfe gegeben hatte, die sie brauchten wurde warmherzig Abschied genommen, ging der Buddha seines Weges nach Savatthi und ließ die Freunde bei ihrem spirituellen Streben im östlichen Bambuspark zurück.



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Das Blatt (ficus religiosa) im Hintergrund dieser Seite stammt vom Bodhi-Baum aus Anuraddhapura in Sri Lanka. Dieser ist ein direkter Abkömmling des Baumes, unter dem der Buddha seine Erleuchtung hatte.