Sonas schlimmer Fuß
erzählt von Saddhaloka, deutsch von Horst Gunkel
(c) Copyright by Saddhaloka and Horst Gunkel - letzte Änderungen 2004-01-28

Im Königreich Maghada, das von König Bimbisara regiert wurde, lebte Sona, der Sohn eines Edelmannes. Dieser junge Mann war so sanft und verfeinert, dass sogar auf seinen Fußsohlen Haare wuchsen.

Einer Tages berief König Bimbisara eine Ratsversammlung mit Delegierten aus allen Dörfern des Landes ein und lud Sona vor. Er war gespannt, den jungen Mann mit Haaren auf den Fußsohlen zu sehen, dessen Ruhm sogar bis in seinen Palast vorgedrungen war. Als die königliche Vorladung eintraf, waren seine Eltern sehr stolz, aber auch etwas ängstlich. Sie erläuterten ihrem Sohn haarklein, wie er sich in der Gegenwart des Königs zu verhalten habe. Unter gar keinen Umständen, darf man z. B. im Sitzen die Füße in Richtung des Königs ausstrecken, denn das würde als beleidigend empfunden. Am besten sollte er mit verschränkten Beinen sitzen, die Fußsohlen nach oben gerichtet, so dass der König sie klar sehen könne. Dann ging Sona zur Versammlung und war darauf bedacht, sich an alle elterlichen Instruktionen zu halten. So war Bimbisara in der Lage den berühmten Jugendlichen mit Haaren auf den Fußsohlen zu sehen und seine königliche Neugier wurde befriedigt.

Als die Versammlung geschlossen wurde, sendete der König die Delegierten zum Buddha mit dem Worten: „Ich habe euch gesagt, wie ihr euch in weltlichen Dingen verhalten sollt. Nun geht hin zum Buddha, und er wird euch hinsichtlich des spirituellen Lebens seine Anweisungen geben." Sona begleitete die Delegierten zum Geiergipfel, der nicht weit von der Königsstadt Rajagaha entfernt war. Hier begegnete er dem Buddha und sein Leben veränderte sich völlig. Er war so bewegt von den Lehren des Buddha, dass er blieb, bis auch der letzte der Dorfdelegierten gegangen war, und er bat den Buddha, ihn in den Mönchsorden aufzunehmen.

Nicht lang danach beschloss er, ein Einsiedler an einem Flecken namens „der kühle Hain“ zu werden. Hier strebte er nach Fortschritten in seinem spirituellen Leben. Als er auf und ab ging und darüber nachdachte, wie die Lehren des Buddha in die Praxis umgesetzt werden könnten, bekam er Blasen an seinen zarten Füße, und sie begannen zu bluten. Schon bald zog sich eine Blutspur dort entlang, wo er gegangen war, aber Sona beendete seine Gehmeditation nicht und bemühte sich nur noch fester um Durchdringen der Lehre.

Einige der Mönche sahen das und waren beunruhigt darüber, dass einer ihrer Brüder sich durch sein Streben verletzte. Sie setzten den Buddha davon in Kenntnis und dieser suchte Sona auf.

„Als du eben allein in deinem Retreat warst, Sona, hast du dich da gefragt, ob die ganze Energie, die du in das spirituelle Leben steckst, dich weiterbringt? Hast du dich vielleicht weiterhin gefragt, ob du nicht besser in den Laienstand zurückkehren solltest um deinen Reichtum dazu zu nutzen, etwas Gutes zu tun, und dadurch gutes Karma anzusammen?“ Sona war verblüfft. Das waren exakt die Gedanken, die ihm während seiner Gehmeditation durch den Geist gingen.

„Warst du nicht früher ein ausgezeichneter Lautespieler, Sona?“
 
„Ja, Erhabener, das war ich.“

„Sage mir, wenn die Saiten deiner Laute schlaff herunter hingen, war das Instrument dann gut zu spielen, hat dein Spiel dann gut geklungen.“

„Aber nein, Erhabener.“

„Und wenn die Saiten extrem straff angezogen waren, war das Instrument dann gut zu spielen, hat dein Spiel dann gut geklungen.“

„Mit Sicherheit nicht, Erhabener.“

„Und wenn die Saiten gut angezogen waren, nicht zu schlaff und nicht zu stramm, war das Instrument dann gut zu spielen, hat dein Spiel dann gut geklungen.“

„Dann ja, Erhabener.“

„Weist du, Sona, mit dem spirituellen Leben ist es genau so. Zu viel von der falschen Art Energie führt zu Unruhe und Aktionismus, zu wenig Energie zu Behäbigkeit und Dumpfheit. Du musst dich um Stetigkeit in deiner Energie bemühen und deine spirituellen Fähigkeiten ausbalancieren. Stütze dich dabei auf deine Erfahrungen als Musiker.“

Als er wieder allein war, bemühte er sich um den Ausgleich seiner Fähigkeiten, wie es ihm der Buddha gesagt hatte. Seine Füße waren bald blasenfrei und ausgeheilt, und schon bald erreichte er die Weisheit der Erleuchteten.



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Das Blatt (ficus religiosa) im Hintergrund dieser Seite stammt vom Bodhi-Baum aus Anuraddhapura in Sri Lanka. Dieser ist ein direkter Abkömmling des Baumes, unter dem der Buddha seine Erleuchtung hatte.