Gechichten aus dem Vajrayana-Buddhismus

Der geheimnisvolle Jäger
erzählt von Horst Gunkel (nach einem Vortrag von Dharmachari Padmavajra)
(c) Copyright by Horst Gunkel - letzte Änderungen 2015-02-01



 
Nahe Kapilavastu im Dorfe Jhotakarani lebte gegen Ende des 10. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung ein Knabe, der sich schon in sehr jungen Tagen für den Dharma interessierte, sicher eine Wirkung aus großer Hingabe zu Buddha, Dharma (der Lehre) und Sangha (der Gemeinde) in einem früheren Leben. So entschloss sich der Knabe bereits im zarten Alter von elf Jahren dem Leben zu entsagen, und er zog als asketischer Wanderer in die Hauslosigkeit. Er hatte verschiedene bedeutende Lehrer, darunter den wohl größten Tantriker seiner Zeit, Pandit Naropa. Er studierte die wissenschaftlichen Abhandlungen von Dinnaga und Dharmakirti, die Madhyamika-Philosophie von Nagarjuna sowie die Prajnaparamitra-Sutren, die Lehren der vollendeten Weisheit. Bei Ragavajra erlernte er die tiefe Bedeutung der Mantren und des Tantra. Diese ganze Studienzeit betrug knapp zwanzig Jahre, und er erhielt den Namen Maitrigupta, das heiß "der Beschützer der Liebe" oder auch "der liebende Beschützer".

Seine Meditationsgottheit war die weibliche Bodhisattva Grüne Tara, deren Mantra er nicht weniger als 10 Millionen Mal rezitierte. Als er eines Tages wieder in einer Saddhana, einer Meditation, die Grüne Tara visualisierte, wurde er sehr müde und schläfrig. Im Halbschlaf hörte er eine liebliche Stimme, die sagte ihm: „Gehe nach Kassapana (= Himmelsgleiten).“ So verließ er die Geborgenheit des klösterlichen Lebens und ging tatsächlich nach Kassapana, wo er ein Jahr verweilte.

Auch an diesem Ort erschien ihm im Halbschlaf wieder diese ungeheuer angenehme Stimme, sie sagte ihm diesmal: „Maitrigupta, gehe nach Süden zu den beiden Bergen, die da heißen Mahabhanga (Überwindung des befleckten Geistes) und Cittavischrama (wo der Geist zur Ruhe kommt) und suche dort den Meister Savarpa, der dein Lehrer wird. Auf dem Weg dorthin wirst du einen Prinzen aus China treffen, der heißt Sagara, nimm ihn mit.“ Also machte sich Maitrigupta erneut auf den Weg, wie ihn die Stimme geheißen, und nach einiger Zeit traf er tatsächlich den Prinzen. Aber es dauerte ein volles Jahr, bis sie die beiden Berge gefunden hatten. Unterwegs hielten sie an, und Maitrigupta meditierte einen vollen Monat lang über die Grüne Tara. Schließlich erschien wieder die geheimnisvolle Stimme und sagte ihm: „Gehe jetzt zu den beiden Bergen Mahabhanga und Cittavischrama, die sich jetzt im Nordwesten befinden, du kannst sie in 15 Tagen erreichen. "

Maitrigupta zog also mit einer Karawane nach Nordwesten. Nach 15 Tagen trafen sie einen Mann, den sie nach den beiden Bergen frugen. Wie erfreut war Maitrigupta zu hören, dass sie die Berge am nächsten Tag erreichen würden. Es war der herrlichste Platz, den man sich überhaupt nur denken kann. Zwischen den beiden Bergen lagen parkartige Landschaften mit frischen Quellen, reichlich Obst und Beeren, wunderschönen Blumen und nahrhaften Gemüsepflanzen, auch tummelte sich hier reichhaltiges Wild. Des Nachts hörte man Wildschweine und Tiger und im Morgengrauen erklang das vielfältige Gezwitscher unterschiedlichster bunter Vögel. Sie ernährten sich von Früchten und von dem Gemüse und genossen das frische Quellwasser. Jedoch fanden sie dort keineswegs den Herrn Savarpa auch keine Einsiedelei, wo der Meister gelebt haben könnte. Also meditierte Maitrigupta wieder über die Grüne Tara, doch diesmal gab es keine himmlische Stimme, die ihm den Weg wies.

Plötzlich jedoch war ihm, als höre er etwas, ein Art Singen von hoch droben auf dem Berg. Und vor seinem geistigen Auge sah er sie ganz genau: ein wunderschönes Mädchen mit langem schwarzen Haar, in dem eine Pfauenfeder steckte, sie trug ein grünes Kleid aus Gras und um den Hals eine Kette aus leuchtend-roten Beeren. Aber war da wirklich eine Stimme? Oder halluzinierte er nur? Nein! Jetzt hörte er eindeutig Gelächter: „Du verrückter Kerl, was ist mit dir los, bist du trunken, dass du nicht deine eigene Frau erkennst, Lady Naturschön, die dir schon seit Jahrhunderten verbunden ist.“

Hörte er das wirklich? Oder waren das nur Wasserfall, Vogelstimmen und der eigene Geist, die ihm einen Streich spielten? Und wo war nur der, den er suchte, dieser Lord Savarpa (das heißt der Indigene)?

Von dem bekannten Guru Savarpa hatte er auf der Reise zu den beiden Bergen gehört. Es hieß, dieser Meister lebe als Jäger in den Bergen und wüsste alles über das Wild, das er überall aufspüren könne. Er würde die Tiere mit seinen Pfeilen töten, sich von ihrem Fleisch ernähren und in ihre Felle kleiden. Eines Tages, so wurde ihm weiter erzählt, traf Savarpa einen anderen Jäger, der auch, wie er in Fellen gekleidet war und Pfeil und Bogen dabei hatte. Wie er selbst trug dieser ein Jagdmesser am Gürtel und wie Savarpa hatte er langes, lockiges Haar und einen Vollbart. Savarpa war höchst erstaunt: das war sein Berg, sein Wald! Also begann er den Fremden auszufragen: „Wer seid ihr?“

„Ein Jäger, wie du.“

„Wo bist du her?“

„Oh, von weit, weit weg.“

„Wie viele Tiere kannst du mit einem Pfeil erlegen?“ fragte Savarpa jetzt, denn er selbst konnte unter bestimmten Bedingungen mehrere Tiere mit einem Schuss treffen.

„Oh ja, hmh, vielleicht 300? "

„Was? Das möchte ich sehen, wie du das versuchst!“

Sie verabredeten sich für den nächsten Tag. 300 Tiere mit einem Pfeil! So ein Jägerlatein!

Am nächsten Tag trafen sie sich. Der Fremde führte Savarpa zu einer großen Ebene. Savarpa war nie zuvor hier. Dort befand sich eine große Herde von Rotwild, vielleicht 500 Tiere stark. Savarpa hatte nie zuvor so viel Wild auf einem Platz gesehen. Es war schon sehr merkwürdig. Aber in ihm stieg Jägerstolz auf und er fragte den Fremden erneut: „Wie viele?“

„Hmh“, meinte der, „alle.“

Savarpa war etwas durcheinander ob dieser Aussage. Na ja, vielleicht würde er ja mehrere treffen. Höchste Konzentration, der Fremde legte an, zielte, war ganz einspitzig konzentriert. Der Pfeil sauste durch die Luft und alle Tiere fielen nieder.

„Die kannst du haben,“ sagte der Fremde, „ich mache mir nichts draus.“

Savarpa war sehr stark, er konnte sogar kapitale Hirsche über der Schulter nach hause tragen. Aber als er das erste Tier heben wollte, stellte er fest: er konnte es nicht heben, es ging einfach nicht. Sarvapas Stolz war gebrochen. Er wusste jetzt, dass dieser Fremde einer jener großen magischen Jäger sein musste, von dem die Legenden, die man sich an den Lagerfeuern erzählt, berichten. Er verbeugte sich und bat den Fremden, ihm seine Kräfte zu lehren. Der Fremde sagte zu, aber teilte Savarpa mit, dass es dazu etwas Vorbereitung braucht.

Und so verlangte der Fremde von Savarpa, dass er die Meditation der metta bhavana, der Liebenden Güte zu allen Wesen, einen Monat lang einüben müsse und dass er, um die Ernsthaftigkeit dieser Meditation zu unterstreichen, in dieser Zeit nicht mehr töten dürfe und auch kein Fleisch essen. Also wurde Savarpa Vegetarier für einen Monat. Savarpa tat alles, wie es ihm geheißen war, er ernährte sich von Wurzeln, Beeren und Früchten, aber das fiel im nicht schwer, denn er war begierig ein ebenso großer Jäger zu werden wie der Fremde. Er stellte sich vor, wie er 500 Tiere mit einem Pfeil tötet.

Nach einem Monat kam der Fremde zurück. Sie saßen nieder und der Fremde malte ein Mandala, einen magischen Kreis in den Staub, streute Blumen darauf und rezitierte Mandalas und dann hieß er Sarvapa in den Kreis zu sehen. Savarpa sah und stellte fest, dass er sich plötzlich nicht mehr bewegen konnte. Schreckliche Angst stieg in ihm auf.

Da fragte der Fremde ihn: „Nun, was siehst du?“

„Ich sehe mich selbst, ich sehe wie ich an einem schrecklichen Ort brennen. Eine Art Hölle.“

„Hast du Angst?“ – „Ja!“

„Willst du frei sein von dieser Furcht?“ – „Ja!“

„Wirst du alles Nötige tun?“ – „JA!“

Der Fremde erläuterte ihm, dass er die Folgen des Tötens gesehen habe. Wo hin es führt, wenn man anderen Wesen Schmerzen zufügt, zu Leiden. Nun predigte der Fremde ihm den Dharma und er lehrte ihn, über Avalokitsvara zu meditieren, über den Bodhisattva des großen Mitgefühles (Mahakaruna), jenem eigentümlichen Wesen, das häufig abgebildet wird mit elf Köpfen, damit er in alle Richtungen gleichzeitig blicken kann und sieht, wo die Wesen seiner Hilfe bedürfen, und mit tausend Armen, um allen in Not geratenen zu helfen.

Nach zwölf Jahren dieser Übung wurde Savarpa ganz Mitgefühl, er erreichte Mahakaruna, das natürlich Mitgefühl dessen, der Selbst und Ander transzendiert hat. Der Fremde aber war kein anderer als Avalokitesvara selbst. Und aus Savarpa wurde kein anderer als ebenfalls Avalokitsvara selbst, so groß war seine Realisation. Savarpa, aber starb nie, er hatte einen Eid geleistet, immer in der Welt zu bleiben, um den Wesen zu helfen. Aus Mitgefühl mit den zahllosen Wesen hatte er dieses Bodhisattva-Gelübde abgelegt. Und so lebt er noch immer in den Bergen und Wäldern und singt die Lieder der Realisation, des Transzendeten.

"Aber ich habe ihn nicht gefunden", dachte Maitrigupta voller Verlangen. Er beschloss, einen allerletzten Versuch zu wagen, eine letzte Bemühung, um Lord Savarpa zu treffen. Schließlich gab es da diese merkwürdigen Stimmen. Er stieg also hoch in den Berg, von wo man einen guten Überblick hat. Und er fastete für sieben Tage, trank nur Wasser, saß im Lotussitz und gelobte, dass er sich das Leben nehmen würde, wenn er Lord Savarpa nicht träfe.

Nach sieben Tagen jedoch gab es Nichts, nicht einmal ein kleines Zeichen im Traum. Er fühlte sich verzweifelt und niedrig. Da hatte er sein ganzes Leben der Meditation, dem Studium und der Devotion gewidmet - und was war das Resultat? Nichts! Nichts als einem Traumgespinst nachzujagen. Einer eingebildeten Stimme aus dem Traum! Und jetzt saß er da, mutterseelenallein am Arsch der Welt, und es gab absolut nichts. Er entschloss sich, sich das Leben zu nehmen und auf eine gute Wiedergeburt zu hoffen. Er nahm das Messer und setzte es an seinen Hals.

Doch dann – natürlich – erschien Lord Savarpa. Da war er. Ein Yogi im Gewand eines Jägers. Langes gewelltes schwarzes Haar fiel über seine starken Schultern und ein dichter schwarzer Bart zierte sein Antlitz. Er hatte einen ebenso durchdringenden wie liebevollen Blick und er trug ein Fellmantel.

Maitrigupta war bereit für den Dharma und Savarpa initiierte ihn, lehrte ihm Meditation, und gab ihm einen neuen Namen: Advayavajra, der Donnerkeil jenseits aller Dualität.

Savarpa und Advayavajra praktizierten zusammen auf dem Berg und Savarpa legte Advayavajra den Dharma da. Mitunter spielte Savarpa den ganzen Tag Musik und kommunizierte so den Dharma. Es gab keine Notwendigkeit für Worte, es war nicht nötig, Konzepte zu verwenden. Und Advayavajra verstand den Klang der Melodien, ihm kommunizierte sich der Dharma auf diese wundervolle Weise. Alle Aspekte des Dharma vermittelten sich ihm durch Musik und die Gesänge der Realisation, die Savarpa sang.

Eines Tages wollte Savarpa testen, ob sein Schüler Advayavajra die illusionäre Natur der Dinge durchschaut hatte. So wies Savarpa ihn an, seinen Freund Sagara zu töten. Von diesem Prinzen von China haben wir in dieser Geschichte nicht viel gehört, er ist eigentlich nur für diese eine Szene eingebaut worden. Also forderte Savarpa Advayavajra auf, ihn zu zerhacken und dann wieder zusammenzusetzen. (Diese Vajrayana-Geschichten dürfen nicht wörtlich genommen werden!)

Das Wort des Guru durfte nicht missachtet werden. Advayavajra zerhackte ihn, aber dummerweise konnte er ihn nicht wieder zusammensetzen. Er versuchte es. Schließlich sagte Advayavajra: „Lieber Guru, es gelingt mir nicht, ihn wieder zusammenzusetzen, warum nicht?“

Und Savarpa erwiderte: „Weil du die Nondualität noch nicht erreicht hast. Du unterliegst noch der Illusion der Verschiedenheit von Selbst und Ander.“

„Ja aber bitte, lieber Guru, was muss ich denn noch machen?“

„Du wirst in diesem Leben keine Erleuchtung erreichen. Geh zurück ins Kloster und lehre wieder.“

„Aber nein, das kann ich nicht, ich will hier mit dir leben.“

„In diesem Leben wirst du lehren, meditieren und den Tantra üben und das wird Früchte tragen!“ antwortete der Meister und  verschwand. Advayavajra war jetzt wieder völlig allein. (Was aus Sagara geworden ist, ist nicht bekannt – aber diese Geschichten dürfen bekanntlich nicht wörtlich genommen werden.)

Und so richtete er sich auf seinen langen, langen Rückweg ins Kloster ein, wie ihm der Meister geheißen hatte. Und dennoch hörte er etwas. Es war wirklich da, ein Lied, nicht über Reichtum oder wilde Tiere, über Wildschweine oder eine schöne Frau. Nein, Lord Savarpa war auf der Spitze des Berges und sang das Hohe Lied der Nondualität.


Wir befinden uns mit den tantrischen Geschichten in der Welt der zwielichtigen Sprache. Und der Lieder. Im Zwielicht erscheinen Gegenstände, die am Tag vertraut sind, plötzlich dämonisch. Im Zwielicht sind die Dinge nicht so, wie sie zu sein scheinen. Im Zwielicht treffen sich die Dimensionen und durchdringen einander, man braucht einen anderen Schlüssel um zu verstehen, was da ist.

Advayavajras Leben ist eine mystische Darlegung des Pfades der Siddhas. Er startet früh – mit elf – er entsagt der Welt, in ihm manifestiert sich der Idealismus der Jugend. Er studiert bei den zeitgenössischen Gelehrten und erfährt eine tiefe Beziehung zu seiner Meditationsgottheit, der weiblichen Bodhisattva Tara. Er wird als Maitrigupta, der liebende Beschützer, ordiniert. Er lebt damit das Mahayana-Ideal.

Advayavajra ist ein Intellektueller, er kommt im Kloster gut voran, aber etwas Tieferes ruft ihn. Es ruft aus einer anderen Ebene, verschafft sich im Traum Zugang zu ihm. Es kommt nicht auf dem Wege der rationaler Überlegung, sondern es ruft ihn: Gehe nach Kassapana, sagt es, was vielleicht ein Ort ist, aber „in den Lüften segeln“ heißt.

Und auch dann wird ihm gesagt, wohin er gehen soll, zu den beiden Bergen Mahabhanga und Cittavischrama. Dahinter verbirgt sich sowohl ein Platz als auch eine Bewusstseinserfahrung ("Überwindung des befleckten Geistes" und "wo der Geist zur Ruhe kommt"). Er folgt seinen Eingebungen. Er trifft einen Prinzen von China. Der ist offensichtlich nur eingeführt worden, um später zerhackt zu werden. Was auch immer ein Prinz aus China für die Zuhörer im mittelalterlichen Indien für eine Bedeutung gehabt hat, erschließt sich uns Westlern 1000 Jahre später nicht mehr, aber er ist wohl ein Aspekt des Selbst, das nicht verschieden vom Ander ist. Advayavajra, der dieses Konzept zwar intellektuell begriffen, aber nicht in seinem tiefsten Inneren übernommen hat, scheitert in diesem Leben.

Auch die lange Reise zu den Bergen ist von einer tieferen Bedeutung. Er wartet dort auf den Indigenen, auf das Verwurzelte, das Ursprüngliche.

All dies ist eine Beschreibung unseres Weges in den Buddhismus, in den Dharma: da ist zunächst Vertrauen, wir bemühen uns um intellektuelles Verständnis, vielleicht kommen wir zu devotionalen Übungen. All das führt ihn in 20 Jahren weiter, er ist ein großer Intellektueller, aber er kommt nur bis zu den Grenzen des Intellekts. Das sind nur Worte, Worte über das Unsagbare. So ist auch für uns die Vollendete Weisheit nur ein leerer Begriff, eine Idee, ein Wort. Es hat nichts mit Einsicht zu tun.

Dann kommt in der Geschichte die Idee des Waldes vor, der immer für das Unbewusste steht. Jenseits der Worte beginnt der Wald. Dort ist der Mann von droben, von den Bergen, der Waldmensch, der Indigene, der Jäger und seine Bergfrau. Hier sind Gesänge jenseits der Worte. Hier enden die Erwartungen. Dann kommen wir in die Berge, in die Wälder, in das Reich des Zwielichtes. Savarpa kommt nicht, wenn wir ihn wollen. Wir müssen wirklich hoffnungslos verloren sein, unser planender Geist muss am Ende sein, erst dann kommt Savarpa und sagt dir deinen wahren Namen, deinen schon vor der Geburt bestimmten Namen.

Auch die Belehrungen erreichen nicht deinen Geist, der verbildet ist, er instruiert dich durch Musik und Gesänge. Er ist von jenseits von Raum und Zeit.

Und wer ist eigentlich diese Frau, die da immer wieder auftaucht und irgendwelche Liebeslieder singt? Man sieht sie nie, aber sie ist doch so verliebt. Manchmal glauben wir sie zu sehen. Sie ist fremd, wild und unerforschlich, aber lieb.

Die schöne Frau wohnt in den Bergen, eine Pfauenfeder im Haar, eine Kette von roten Beeren um den Hals, sie trägt ein Kleid aus Gras, sie ist natürlich und jugendlich und erfahren, und sie ist im Einklang mit Bergen und Wäldern. Dieses Bild sagt mehr als alle Worte dies vermögen. Sie ist seine Frau, sie ist er. Sie ist die Schönheit der Natur, des Ursprünglichen. Sie ist immer da, für dich, für die anderen, sie ist promiskuitiv, wie du. Sie ist jenseits der Dualität. Sie ist die Liebe jenseits von Selbst und Ander.

Diese Frau ist ebenso in dir, wie außer dir. Und genauso ist der Wald in dir und um dich herum.

Und wenn dich jemand auffordert, einen andern – das Konzept des Anderen, das für Dualität steht - zu zerhacken und ihn wieder zusammenzusetzen, kannst du es nicht. Und dann schickt er dich zurück. Dann musst du zurück in die Welt der Ideen, aber du wirst nie wieder wirklich dahin kommen, denn die Erfahrungen, die du gemacht hast, sind in dir. Das wird Früchte tragen. In diesem Leben oder in einem anderen.



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Das Blatt (ficus religiosa) im Hintergrund dieser Seite stammt vom Bodhi-Baum aus Anuraddhapura in Sri Lanka. Dieser ist ein direkter Abkömmling des Baumes, unter dem der Buddha seine Erleuchtung hatte.