Asanga war einer von drei Brüdern, die alle im Sarvastivada-Orden (einem Orden des Mahayana) Mönche waren, er lebte etwa von 310 bis 390 u. Z. im Königreich Gandhara (etwa heutiges Afghanistan). Asanga gilt als einer der Gründer der Yogachara-Schule. Er studierte die Prajnaparamita Sutten, verstand sie aber nicht. Also bat er seine Lehrer um Erläuterung. Auch dies führte jedoch nicht dazu, dass sie sich ihm erschlossen. Also beschloss er sich verstärkt um Meditationspraxis zu bemühen.Asanga zog in eine einsame Höhle und nahm sich vor, so lange zu meditieren, bis Maitreya, der Buddha der Zukunft, ihm erscheinen würde. Er bemühte sich wirklich eifrig: drei Jahre lang. Doch nach diesen drei Jahren war er so frustriert, dass er seine Höhle verließ. Da traf er einen Mann, der einen Eisenbolzen mit einem Stück Baumwolle rieb.
„Was machst du denn da?“ fragte er diesen.
„Ich stelle mir eine Nadel her.“
„Aber auf diese Art dauert das doch ewig!“
„Nicht ewig. Aber etwas Geduld muss man aber schon mitbringen.“
Tief beeindruckt kehrte Asanga um und nahm seine Meditationspraxis wieder auf, denn ihm war klar geworden, dass es ihm offensichtlich an Geduld mangelte. So meditierte er weitere sechs Jahre in der Hoffnung, dass Maitreya ihm erscheinen würde. Dieser ließ sich jedoch nicht blicken. Tief enttäuscht gab er abermals auf und verließ seine Höhle. Auf seinem Weg kam er durch eine Sandwüste.
„Wo kommt denn nur der ganze Sand her?“ fragte er sich. Möglicherweise hatte er sich in den Jahren der Einsamkeit angewöhnt, laut mit sich zu reden, denn der Sand schien ihn gehört zu haben - er antwortete ihm sogar!
„Ich war nicht immer Sand, sondern einst ein riesiger Fels. Doch dann sind Vögel an mir vorbei geflogen, und manchmal haben sie mich mit den Spitzen ihrer Flügel berührt. Wenn diese Praxis lange genug geübt wird, so zerfällt auch Fels allmählich zu Sandkörnern.“
Abermals war Asanga tief beeindruckt von dem, was ihn der Sand da lehrte. Er kehrte wieder in seine Höhle zurück und meditierte für weitere drei Jahre. Doch noch immer erschien ihm Buddha Maitreya nicht. Nun hatte er sich zwölf Jahre bemüht – ohne jedes Resultat. Völlig verzweifelt verließ er endgültig seine Höhle und beschloss wieder unter Menschen zu gehen. Der zuvor eingeschlagene Weg war offensichtlich eine Sackgasse.
Als er an den Rand einer Stadt kam, sah er eine Hündin, deren Hinterteil vereitert war, zahlreiche fette Maden saßen in ihrem Fleisch. Er fühlte Mitleid mit der Hündin und wollte ihr helfen, andererseits war es mit seinem Ethos nicht zu vereinbaren, die Maden zu töten. Die Maden aber brauchen Fleisch zum Leben. Also schnitt er sich ein Stück Fleisch aus dem Oberschenkel und legte es neben die Hündin. Dann kniete er sich hinter die Hündin und nahm die Maden einzeln, ganz vorsichtig um sie nicht zu verletzen, mit der Zunge aus dem Hinterteil der Hündin. Der Anblick dieser Wunde war so ekelerregend, dass er dabei die Augen schließen musste.
Plötzlich hatte er ein lautes Rauschen in den Ohren, und erstaunt öffnete er die Augen. Vor ihm stand – inmitten eines Strahlenkranzes – Maitreya. Trotz seiner übergroßen Freude platzte es aus Asanga hervor: „Warum jetzt und nicht in all dem zwölf Jahren, da ich meditierte?“
„Aber Asanga, ich war all die zwölf Jahre bei dir, aber du konntest mich nicht sehen, weil du bisher noch nicht genug Mitgefühl entwickelt hattest.“
Ungläubig sah Asanga den Buddha an. Doch dieser wollte Asanga gerne zeigen, dass es tatsächlich so war: „Asanga, nimm mich auf die Schultern und trage mich durch die Stadt, damit alle Leute mich sehen können.“
Gesagt, getan. Doch merkwürdigerweise konnte niemand in der ganzen Stadt Maitreya sehen. Und nur einer alten Frau gelang es, wenigstens den Hund zu sehen.