Die monastischen Regeln entstanden allmählich, immer aus konkreten Anlässen heraus. Diese Geschichte zeigt, wie solche Regeln entstanden, sie verdeutlicht aber auch die Klarheit und den Pragmatismus, mit denen der Buddha an die Sache ging.Als der Buddha einmal einer größeren Anzahl von Mönchen einen Vortrag hielt, musste er niesen. Sofort scholl es aus zahlreichen Kehlen: „Gesundheit“ und „Gesundheit und ein langes Leben“. Das war das, was man damals üblicherweise sagte, wenn jemand nieste. Doch der Geräuschpegel und die Zurufe unterbrachen diesmal die Lehrdarlegung des Buddha deutlich.
„Mönche“, sagte der Buddha, „wenn ihr ruft `Gesundheit und ein langes Leben`, ändert sich dann irgendetwas wirklich, wird der Angerufene dadurch gesünder oder verlängert sich sein Leben?“
„Natürlich nicht, Herr.“
„Dann möchte ich, dass ihr das künftig nicht mehr sagt, nehmt es als eine Regel an."
Schon bald nach diesem Zwischenfall musste ein Mönch während des Almosenganges im Dorf niesen, und die Dorfbewohner riefen ihm zu: „Gesundheit und ein langes Leben“.
Da wurden die Mönche sehr verlegen, und anstatt – wie es damals üblich war – zu antworten: „Dir auch ein langes Leben“, schwiegen sie. Das wiederum erschien den Dorfbewohnern doch sehr unhöflich. So kam das Gerücht auf, die Anhänger des Buddha seien eine Horde unhöflicher Stoffel, denn sie ignorierten gute Wünsche und hielten sich nicht an die einfachsten Gepflogenheiten menschlichen Umgangs.
Die besorgten Mönche berichteten dies dem Buddha.
„Nun gut,“ sagte der Buddha, „die normalen Menschen sind sehr abergläubisch und es gibt kein Grund, sie vor den Kopf zu stoßen. Wenn sie euch `Gesundheit und ein langes Leben´ wünschen, dann antwortet ihr dort mit dem üblichen ´dir auch ein langes Leben`, unter uns aber verzichten wir darauf. "
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Das Blatt (ficus religiosa) im Hintergrund dieser Seite stammt vom Bodhi-Baum aus Anuraddhapura in Sri Lanka. Dieser ist ein direkter Abkömmling des Baumes, unter dem der Buddha seine Erleuchtung hatte.