aus: SANGHARAKSHITA: Sehen, wie die Dinge sind, ISBN 3-929447-02-9
Zur HeimatseiteIn alten Zeiten kamen offenbar viele indische Mönche von Indien nach China, um dort die Buddha-Lehre zu verkünden.Einst gab es einen besonders frommen chinesischen Kaiser, der sehr darauf bedacht war, berühmte Lehrer und weise Männer aus Indien bei sich zu empfangen. Eines Tages traf nun einer der berühmtesten in der chinesischen Hauptstadt ein. Der Kaiser hörte davon und freute siel außerordentlich. Im Geiste malte er sich schon aus, was für ein großartiges philosophisches Gespräch er mit dem Neuankömmling führen würde. So lud man diesen an den Hof ein und empfing ihn mit dem gehörigen Pomp und Zeremoniell.
Nach den üblichen Formalitäten nahmen beide, Lehrer und Kaiser, ihre Sitze ein, und der Kaiser stellte seine erste Frage: „Sage mir, was ist das Grundprinzip des Buddhismus?"
Dann lehnte er sich in Erwartung einer Antwort aus berufenem Munde im Sessel zurück. Der Lehrer erwiderte: „Aufhören, Böses zu tun; lernen. Gutes zu tun; das Herz läutern - das ist das Grundprinzip des Buddhismus."
Diese Antwort verblüffte den Kaiser. So etwas hatte er doch früher schon einmal gehört. (Wir alle haben es meistens schon einmal gehört!) Also sagte er: „Ist das alles? Ist das das Grundprinzip des Buddhismus?" - „Ja", erwiderte der Weise, „das ist alles. Aufhören, Böses zu tun; lernen, Gutes zu tun; das Herz läutern."
„Aber, das ist ja so einfach, dass sogar ein dreijähriges Kind es versteht", protestierte der Kaiser. „Richtig, Majestät", sagte der Lehrer, „Ihr habt völlig recht. Es ist so einfach, dass sogar ein dreijähriges Kind es versteht. Und doch ist es so schwierig, dass auch ein Achtzigjähriger es nicht verwirklichen kann."