Ein Mönch hat Durchfall
erzählt von Saddhaloka, deutsch von Horst Gunkel
(c) Copyright by Saddhaloka and Horst Gunkel - letzte Änderungen 2004-01-28


Eines Tages besuchten der Buddha und Ananda die Hütten der Mönche. Dabei stießen sie auf einen Mönch, der an Ruhr litt. Er war zusammengebrochen und lag hilflos auf dem Boden in seinem eigenen Urin und seinen Exkrementen. Beunruhigt, einen seiner Schüler in einer solch miserablen Verfassung zu sehen, ging der Buddha zu dem Mönch und fragte ihn, was ihm denn fehle.

„Herr, ich habe die Ruhr.“
„Sieht denn keiner nach dir?“
„Nein, Herr.“
„Aber warum kümmern sich die anderen Mönche nicht um dich?“
„Ich bin nutzlos für sie, Herr. Deshalb kümmert sich keiner um mich.“

Der Buddha wandte sich an Ananda und bat ihn, warmes Wasser zu holen, so dass sie den Mönch waschen könnten. Als Ananda mit dem Wasser zurückkehrte, wuschen sie ihn, dann hoben sie ihn aufs Bett, der Buddha hob ihn an der Kopfseite an, Ananda an den Füßen. Als sie sichergestellt hatten, dass der Mönch gut lag und alles hatte, was er brauchte, verließen sie ihn. Dann berief der Buddha alle Mönche, die in der Nähe lebten, zu einer Versammlung ein.

„Mönche, wisst ihr, dass dort drüben in dieser Hütte ein kranker Mönch ist?“ fragte er.
„Ja schon, Herr.“
„Was fehlt ihm denn?“
„Er hat die Ruhr.“
„Kümmert sich einer um ihn?“
„Nein, Herr.“
„Und warum kümmert sich keiner um ihn?“
„Aber er nutzt uns doch nichts, Herr.“

„Mönche, ihr habt alles aufgegeben, um dem spirituellen Pfad zu folgen. Ihr habt jetzt weder Eltern noch Verwandte, die sich um euch kümmern können. Wenn ihr euch nicht gegenseitig umeinander kümmert, wer wird sich dann um euch kümmern? Genauso, wie ihr euch um mich, euren Lehrer, kümmern würdet, wenn ich krank wäre, in genau der gleichen Weise müsst ihr euch auch um einen eurer Brüder kümmern, wenn er krank ist.

Wenn der kranke Mönch einen Lehrer hat, dann soll sich sein Lehrer um ihn kümmern, bis es ihm wieder gut geht. Das könnte auch jemand machen, der mit ihm zusammenlebt, ein Schüler von ihm oder einer, der den gleichen Lehrer hat wie er. Wenn es aber niemanden gibt, der so offensichtlich zuständig für den kranken Mönch ist, dann ist die gesamte Gemeinschaft dafür verantwortlich. Ich erwarte, dass ihr dies als eine strenge Übungsregel anseht, die weder ignoriert noch gebrochen werden darf. Ihr müsst euch umeinander kümmern.“



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Das Blatt (ficus religiosa) im Hintergrund dieser Seite stammt vom Bodhi-Baum aus Anuraddhapura in Sri Lanka. Dieser ist ein direkter Abkömmling des Baumes, unter dem der Buddha seine Erleuchtung hatte.